
Dialogbühne Extra: "Die Scham" von Annie Ernaux
Im Sommer 1952 muss die damals zwölfjährige Annie miterleben, wie der Vater bei einem gewöhnlichen Mittagessen die Mutter umzubringen versucht. Nach kurzer Zeit beruhigt sich der Vater, und Annie versucht, den Eklat zu vergessen. Bis sie, nahezu ein halbes Jahrhundert später, auf ein altes Foto stößt, das eine Flut von Erinnerungen auslöst. Eingeflochten in ein Gewebe aus Erinnerungen erzählt Annie Ernaux in beklemmend nüchterner Sprache von dem für sie alles verändernden kindlichen Erlebnis von Gewalt, der bohrenden Sehnsucht nach Aufbruch und sozialen Aufstieg sowie der Scham als beharrlichem Gefühl der eigenen Unwürdigkeit, das nicht vergehen will.
Wie stark prägt einen die Herkunft? Und wie sehr lässt man sich von ihr bestimmen? Im Anschluss an die szenische Lesung laden wir Gäste und das Publikum dazu ein darüber miteinander ins Gespräch zu kommen.
Gäste: Prof. Dr. med. Meryam Schouler-Ocak, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, (angefragt) und Prof. Dr. Michael Rapp (angefragt)