Motiv (c) Rayk Goetze

Biedermann und die Brandstifter

von Max Frisch

Spieldauer:

2h 5min,
inkl. Pause

Brandstiftungen häufen sich im Ort. Der Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann liest davon in der Zeitung und echauffiert sich über die Täter. Die Vorgehensweise der Brandstifter ähnelt sich stets: Getarnt als harmlose Hausierer schleichen sie sich in die Dachböden der Häuser, um diese von dort aus anzuzünden.

Prompt klingelt es an der Haustür und ein Herr Schmitz bittet um Einlass und Obdach, er appelliert an Biedermanns Menschlichkeit. Biedermann lässt Schmitz auf dem Dachboden nächtigen. Am nächsten Tag steht der zweite Hausierer vor der Tür. Biedermann lässt auch diesen bei sich wohnen.

Trotz eigener Zweifel, als schließlich sogar Benzinfässer auf den Boden gebracht werden, ist Biedermann unfähig, den Besuch abzuschütteln. Er lädt sie zum Abendessen ein und steckt ihnen sogar als Zeichen seines Vertrauens Streichhölzer zu. In der Nacht geht Biedermanns Haus in Flammen auf.

Das von Max Frisch selbst als „Lehrstück ohne Lehre“ bezeichnete Stück schildert, wie der Bürger Gottlieb Biedermann Brandstifter in sein Haus einlädt, um von ihnen verschont zu werden. Seine Blindheit, sein bewusstes Wegsehen gegenüber der sich zusammenbrauenden Gefahr hat schwerwiegende Folgen. Diese Fabel wurde in verschiedene Richtungen interpretiert. Sie wurde sowohl als Warnung vor dem Kommunismus als auch vor dem Faschismus gelesen. Der derzeit international erstarkende Nationalismus und die unverhohlen fremdenfeindlich und populistisch agierende Rhetorik rechter Kräfte zeigen, dass das Stück bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. In der Inszenierung stehen neben den professionellen Protagonisten Jugendliche mit verschiedenen kulturellen Hintergründen auf der Bühne.

Fotos: Foto Hosser

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Video: Stephan Samuel

Pressestimmen

"Ein pausenloses Vergnügen. [...] Stephan Schill nimmt sich der Rolle des Gottlieb Biedermann ausgesprochen tiefgründig an, Reiner Gabriel als einstiger Zirkus-Ringer Schmitz wirkt wie eine optische Melange aus Stalin und Peppone."

NWZ Göppingen vom 17.11.2023

"Da enstehen Szenen, die einen plötzlich interessieren, weil sie Situationen vorführen, die uns nicht ganz fremd sind. Und nebenbei: blendend gespielt."

DeWeZet vom 22. September 2022

"Die Truppe überzeugt durch sehr gutes Spiel mit taldelosen, auflockernden Gesangseinlagen."

Nahe Zeitung (Idar-Oberstein) vom 17. November 2021

"[Die Zuschauer] sitzen [...] quasi mitten in der Wohnstube von Gottlieb und Babette Biedermann. [...] Die Brandstifter Reiner Gabriel und Jörg Vogel kosten ihre Macht und ihre Abgründigkeit mit dämonischer Spielfreude aus. Michael Gerlinger und Andrea Seitz geben ein Ehepaar, mit dem sich der Zuschauer sofort identifizieren kann. [...] Was tun, wenn böse Kräfte zusehends erstarken? Es nicht wahrhaben wollen und verdrängen sind übliche Strategien. Das Unheil nimmt also vor den Augen aller seinen Lauf."

Märkische Allgemeine Zeitung vom 05. April 2019

"Die Verwandlung des ehemaligen Gotteshauses in einen Theaterraum ist gelungen. Und die jetzt sogenannte Zimmerbühne in der Zimmerstraße 12b scheint räumlich geradezu prädestiniert für Max Frischs Drama „Biedermann und die Brandstifter“.[...] Das überaus spielfreudige Ensemble [...] haucht den farceartigen Wohnzimmer- und Dachbodenszenen jede Menge komödiantisches Leben ein. [...] Es bereitet Vergnügen, den Darstellern dabei zuzusehen, wie sie sich als Biedermänner und -frauen ungemein opportunistisch winden, um dann doch den direkt-subtilen Einflüsterungen der Brandstifter und ihrer Körperkraft zu erliegen."

Potsdamer Neueste Nachrichten vom 06. April 2019