Motiv (c) Rayk Goetze

Mein Kampf

Farce von George Tabori

Spieldauer:

2h 50min,
inkl. Pause

George Taboris subversives Verwirr-Stück spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu einer Zeit vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In einem Männerwohnheim in Wien mietet sich der junge Adolf Hitler ein, um sich an der Kunstakademie zu bewerben. Er trifft auf den jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl, der sich mütterlich um den Provinzler zu kümmern beginnt. Er wird zum Schöpfer seiner charakteristischen Barttracht und unterrichtet ihn in demagogischen Kunstgriffen.

Im weiteren Verlauf der mitunter grotesken Handlung wird Herzl das erste Opfer des sich allmählich ausprägenden Antisemitismus Hitlers. Im letzten Akt vermittelt Hitler eine Vorahnung von den Auswirkungen seines nunmehr geschulten "Talents", er macht Jagd auf ein Buchmanuskript von Herzl, in dem er rufschädigende Passagen vermutet. Schließlich verdeutlicht er mit kaum zu überbietender Perfidie, dass er nicht allein das Buch als Archiv von Erinnerungen zu vernichten gewillt ist, sondern auch das Judentum in seiner Gesamtheit.

„Mein Kampf" beschäftigt sich in komödienhafter Form mit dem Trauma der Shoah. Dabei wird Hitler interessanter Weise keineswegs als blutrünstiger Dämon, sondern im Gegenteil als unsympathischer, aber nicht durchweg abstoßender Wirrkopf dargestellt. An Brecht und Chaplin anknüpfend, entwickelte Tabori eine Hitler-Figur als komischen Charakter und bezieht sich damit auch auf eine Tradition jüdischen Humors, der er sich verpflichtet fühlt.

In der Spielzeit 2018/19 wurden in einem Pilotprojekt Jugendliche einer Potsdamer Schule spielerisch und musikalisch als Spieler-Chor in die Inszenierung integriert und standen gemeinsam mit den Spielern auf einer Bühne. Im Anschluss wurde dieser Prozess mit Jugendlichen an sechs Orten im Land Brandenburg erneut durchlaufen.

Dieses Projekt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Landes Brandenburg und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), zudem wird es in Kooperation mit der Plattform Kulturelle Bildung durchgeführt. Dank dieser Förderung konnte „Mein Kampf" bis dato mit 18 Vorstellungen im Land Brandenburg auf die Bühne gehen.

Fotos: Ewe Rafeldt

Nächste
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Video: Stephan Samuel

Pressestimmen

"Mit bitterem Humor und Sarkasmus fallen immer wieder solche Kommentare während des Stückes. Einige bringen das Publikum zum Lachen und andere zum Schweigen. [...] Das Theaterstück überzeugt mit viel schwarzem Humor […]. Auch und vor allem die Schauspieler haben sehr in ihren Rollen überzeugt.“

Schaumburger Wochenblatt vom 06. November 2021

„Indem er die chaplineske Hitler-Pose eher sparsam nur zitiert, gewinnt Tilmar Kuhn mit seiner Figur umso mehr lächerlich gefährliches Eigengewicht. Prägnant gezeichnet in dieser Inszenierung von Andreas Hueck, der selbst den opportunen Lobkowitz gibt, sind sämtliche Figuren, die mal die schrägen, an den gesellschaftlichen Rand gedrängten Typen geben, dann wieder als Straßenmusikanten einem griechischen Tragödien-Chor gleich agieren. Die Inszenierung zeigt Mut zur Komödie, ja bis zur Klamotte reichenden Farce, besitzt eine feine Musikalität und verliert doch nie den gebotenen Ernst.“

Donaukurier vom 1. März 2015

„Das siebenköpfige Ensemble des Potsdamer Theaters Poetenpack schaffte es, mit einer fesselnden und grandiosen Inszenierung den äußerst schmalen Grat zwischen Lachen und Grauen, zwischen amüsant und todtraurig, Witz und Wahnsinn, schwindelfrei auszubalancieren.“

Bergsträßer Anzeiger vom 30. Oktober 2013

„In der Regie von Andreas Hueck hat das Ensemble Poetenpack dieses vielschichtige und dramaturgisch heikle Stück höchst eindrucksvoll auf die Bühne gebracht. Der Großteil des Publikums schien von dieser Darstellung des ‚Anfangs vor dem Anfang‘ tief beeindruckt zu sein und würdigte mit starkem Applaus auch die außergewöhnlichen Leistungen der Schauspieler.“ 

Westfälische Rundschau vom 11. April 2011